Tesla vs. IG Metall: Spannungen in Grünheide

Tesla vs. IG Metall: Spannungen in Grünheide
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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

In Grünheide, Brandenburg, brodelt es zwischen der Gewerkschaft IG Metall und dem Management des Elektroautobauers Tesla. Während die Gewerkschaft bisher darauf bedacht war, sich nicht negativ über Tesla oder dessen CEO Elon Musk zu äußern, hat sich dies kürzlich geändert. Die anstehenden Betriebsratswahlen im kommenden Jahr könnten der Auslöser für die wachsende Spannung sein.

Zwischen Provokation und Meinungsfreiheit

Ende Juli verteilten Tesla-Mitarbeiter, die Mitglieder der IG Metall sind, auffällige Aufkleber in der Fabrik – in der es zurzeit nicht rundzulaufen scheint. Diese Aufkleber enthielten Botschaften, die die Prioritäten der Mitarbeiter gegenüber den Geschäftszielen von Tesla und Elon Musk betonten. Einige der Botschaften lauteten: „Unsere Gesundheit ist wichtiger als die nächste Milliarde von Elon!“ und „Unsere Zeit für Familie und Freundschaft ist wichtiger als der Aktienkurs“.

Die Reaktion des Managements ließ nicht lange auf sich warten. Am 1. August wurde eine interne Mitteilung an alle Mitarbeiter versandt, in der vor disziplinarischen Maßnahmen gewarnt wurde, die bis zur fristlosen Kündigung reichen könnten. In der Mitteilung wurde betont, dass jegliche Form von Verschmutzung, Schmierereien und Beklebungen auf dem Fabrikgelände verboten sei.

Mitarbeiter argumentierten jedoch, dass die Aufkleber magnetisch seien und keine bleibenden Spuren hinterlassen würden. Einige Mitarbeiter sahen die Reaktion des Managements als Versuch, die Gewerkschaftsarbeit und den Wahlkampf im Werk zu unterdrücken.

Reaktionen aus der Branche

Die Reaktion von Tesla auf die Aufkleberaktion stieß in der Automobilbranche auf Unverständnis. Manager von Mercedes und Volkswagen äußerten sich verwundert über die harte Haltung von Tesla. Bei deutschen Autobauern sind Aufkleber, Flyer und offene Wahlveranstaltungen in den Fabriken seit Jahren üblich.

Arbeitsrechtler Pascal Croset wies darauf hin, dass Arbeitnehmer das Recht haben, ihre Meinung auszudrücken, solange sie nicht das Eigentum des Arbeitgebers beschädigen. Er betonte, dass scharfe Kritik erlaubt sei, solange sie nicht beleidigend oder verleumderisch sei. In Bezug auf die Aufkleberaktion erklärte er, dass Abmahnungen rechtlich zulässig wären, eine fristlose Kündigung jedoch nicht.

Vorherige Spannungen in der Giga Grünheide

Dies war nicht das erste Mal, dass das Management von Tesla mit fristlosen Kündigungen drohte. Im Juni verteilten Gewerkschafter Flugblätter, in denen sie für Löhne auf dem Niveau von Mercedes und Volkswagen warben. Die Werksleitung reagierte darauf mit einer Warnung an die Belegschaft, dass die Weitergabe von Geschäftsinformationen einen Kündigungsgrund darstellen könne.

Elon Musk, der CEO von Tesla, hat in der Vergangenheit seine Abneigung gegenüber Gewerkschaften deutlich gemacht. Er hat wiederholt versucht, gewerkschaftliche Aktivitäten in seinen Betrieben zu unterbinden. Jörg Hofmann, der Chef der IG Metall, hatte Musk zu Gesprächen eingeladen, als der Bau der Tesla-Fabrik begann. Diese Einladung wurde jedoch von Musk ignoriert. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehungen zwischen den beiden Parteien in Zukunft entwickeln werden, insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Betriebsratswahlen.

Quelle: BusinessInsider – Wer Sticker klebt, der fliegt: Tesla-Chefs in Grünheide drohen nach Gewerkschaft-Aktion Mitarbeitern mit Kündigung

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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