Volvo C40 & XC40 Recharge: Nostalgischer Schritt in die Zukunft

Volvo C40 & XC40 Recharge: Nostalgischer Schritt in die Zukunft
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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 8 min

Die letzten 25 Jahre waren für Volvo-Fans ohne Hinterradantrieb ziemlich eintönig. Doch der schwedische Hersteller hat sich jetzt wieder für diese Antriebsform entschieden, und zwar bei den Modellen XC40 Recharge Pure Electric und C40. Aber es handelt sich nicht um eine reine Nostalgieaktion. „Die Effizienz erhöht sich deutlich“, erklärt Lutz Stiegler, bei Volvo für elektrische Antriebe verantwortlich. Die Entscheidung für den Hinterradantrieb und der Wechsel zu einem gemischten Motor-Setup bringt etwa 100 Kilometer zusätzliche Reichweite. Je nach gewählter Variante wohlgemerkt.

Herrik van der Gaag, Geschäftsführer der Volvo Car Germany GmbH, ordnet das Ganze noch ein wenig deutlicher ein: „Der Hinterradantrieb kehrt zurück, aber natürlich vollelektrisch. Damit interpretieren wir eine geschätzte Volvo Tradition auf moderne Art und Weise. Noch wichtiger sind aber die vergrößerte Reichweite und kürzeren Ladezeiten: Beides sind Schlüsselfaktoren für Elektroautos – und steigern die Attraktivität des Volvo C40 und Volvo XC40 Recharge Pure Electric nochmals.“ Etwas wovon ich mich auf einer gut 120 Kilometer langen Testrunde selbst überzeugen konnte.

Bei der Testfahrt spürte man durchaus, wie die Hinterachse plötzlich zum dominanten Faktor wird. Die neue Kombination aus Asynchron-Elektromotor an der Vorderachse und einem leistungsstarken Permanentmagnet-Elektromotor an der Hinterachse verändert das Fahrgefühl merklich. Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor zeigte eine Gesamtleistung von 300 kW, was in einem deutlich sportlicheren, aber dennoch effizienten Fahrverhalten resultierte.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei den Single Motor-Varianten, welche sich ihrerseits nur nochmals in der Akkugröße unterschieden. Wobei die Einstiegsvariante nicht nur auf den 69 kWh-Akku mit bis zu 487 km (Volvo C40 Recharge) zurückgreift, sondern auch auf ein wenig Leistung verzichten muss. Hier bringt es das Gesamtsystem auf eine Leistung von 175 kW/ 378 PS. Bei einem maximalen Drehmoment von 420 Nm. Geladen wird im Peak auch „nur“ mit 135 kW, ab 47.500 Euro Listenpreis.

Die Single Motor Extended Range-Variante beginnt preislich ab 53.000 Euro (XC40 Recharge)/ 54.450 Euro (C40 Recharge), bringt dann aber neben mehr Reichweite von bis zu 582 km im C40 Recharge, auch merh Leistung von 185 kW/ 252 PS, bei gleichem Drehmoment mit sich. Die Ladegeschwindigkeit im Peak steigt dann gar auf 205 kW. Wobei sich hier noch zeigen muss, wie lange die Spitzenleistung gehalten werden kann. Was sich bereits bei ersten Ladetests gezeigt hat, ist die Tatsache, dass die Ladekurve gleichmäßiger und stabiler verläuft, als in vorherigen Generationen der beiden Stromer.

Fakten zur Twin Motor-Variante der beiden E-Modelle sollen auch nicht unerwähnt bleiben. Hier bringt man es auf die erwähnte Gesamtleistung von 300 kW/ 408 PS, was zu einer Reichweite von bis zu 550 km führt. Beim C40 Recharge sind dies 100 km Reichweiten-Gewinn. Ansage. Los geht es hier preislich ab 59.950 Euro (XC40 Recharge) beziehungsweise 61.400 Euro (C40 Recharge). Beide Modelle setzen hierbei auf das gleiche Setup, mit 110 kW (150 PS) starker Asynchron-Elektromotor von und hinten der von Volvo selbst entwickelte, 190 kW (258 PS) starke Permanentmagnet-Elektromotor, die gemeinsam 670 Nm Drehmoment entwickeln.

Die sportlichere Agilität der Heckangetriebenen E-Autos wusste insbesondere bei Kurvenfahrten aufzufallen. Die Hecklastigkeit des Antriebs erlaubte eine deutlich ambitioniertere Fahrweise, wobei der Wagen seine Stabilität nicht verlor. Auch, wenn man es laut Stiegler durchaus darauf anlegen könnte. Die verbesserte Rekuperation fügte dem Fahrerlebnis eine zusätzliche Ebene der Effizienz hinzu. Wobei die Einstellmöglichkeiten von Rekuperation An/ Aus, lediglich um einen „Auto“-Modus ergänzt wurden. Ein Modus, welcher sicherlich von künftigen Over-the-Air-Updates profitieren dürfte. Denn hier zeigt sich durchaus noch Potenzial in der Feinabstimmung. 

Einen Fahrmodi-Schalter sucht man vergebens. Fast die gesamte Bedienung läuft über den Touchscreen, dessen oberste Menüebene dem eines Smartphones gleicht. Kein Wunder, schließlich basiert das Infotainment nach wie vor auf Android. Aber auch da findet man keine entsprechende Einstellungsmöglichkeit. Lediglich die Lenkung lässt sich sportlicher abstimmen. Aber der Unterschied zu Standard-Einstellung ist marginal und besteht zum größten Teil aus größeren Rückstellkräften.

Beim Innenraum setzen die Schweden auf schlichte Eleganz. Der zentrale, neun Zoll große Touchscreen ist zwar nicht riesig, aber vollkommen ausreichend. Über diesen Bildschirm lassen sich zahlreiche Einstellungen vornehmen, wie zuvor erwähnt. Optisch würde es dem Touchscreen gut tun, wenn der dicke, schwarze Rahmen ein wenig schmäler werden würde. Würde sich dann noch mehr in das minimalistische Gesamterscheinungsbild des Stromers einfügen.

Alles in allem ein Gesamtpaket, was überzeugt. Preislich dürfte man im Vergleich zu Marktbegleitern noch ein wenig nachlassen. Dann würde das Ganze noch ein wenig runder wirken. Trotz der Tatsache, dass man an die Verbrauchswerte von 17,6 – 16,6 kWh/100 km (XC40 Recharge) und 17,3 – 16,1 kWh/100 km (C40 Recharge) herankommen kann. Insofern man es mit dem Druck aufs Strompedal nicht übertreibt. Im Handel sind die beiden E-Autos Modelljahr 2024 ab sofort erhältlich.

Volvo hat zum Kennenlernen des neuen Modelljahrs des XC40 Recharge und C40 Recharge eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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