Opel Grandland GSe: Kraftvoller Plug-in-Hybrid auf Testfahrt

Opel Grandland GSe: Kraftvoller Plug-in-Hybrid auf Testfahrt
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Jürgen Wolff
Jürgen Wolff
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Er ist aktuell das stärkste Modell im Portfolio von Opel. Der Opel Grandland GSe kommt in der Summe auf eine Leistung von 221 kW / 300 PS sowie ein maximales Drehmoment von 520 Nm. Diese Kraft resultiert gleich aus drei Motoren: einem Vierzylinder-Verbrenner mit 1598 ccm Hubraum, der 147 kW / 200 PS liefert, einem Elektromotor vorne mit 81 kW / 110 PS und einem weiteren Elektromotor hinten, der bei 14.000 U/min 83 kW / 113 PS leistet.

Opel belebt mit dem sportlichen SUV, der parallel zum neuen Astra GSe eingeführt und in Eisenach vom Band rollen wird, sein einstiges Sportkürzel wieder, das 1970 erstmals am Heck eines Commodore A GS/E prangte. Nur dass mit dem „E“ heute nicht mehr Einspritzung gemeint ist, sondern Elektro. Mit 57.600 Euro Einstiegspreis ist der Grandland GSe trotz Vollausstattung allerdings nicht nur der kräftigste, sondern auch der teuerste Opel beim Händler.

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Optisch kommt der Grandland GSe nur wenig verändert zum gleichen Modell mit reinem Verbrennungsmotor angerollt. Die 19-Zöller in den Radkästen sind von denen am Manta GSe-Concept-Car inspiriert, dazu kommt ein eher angedeuteter Diffusor am Heck. Ansonsten: 4477 mm Länge, 1906 mm Breite und 1609 mm Höhe. Der Radstand beträgt 2675 mm.

Und auch innen wenig Neues zur üblichen Ausstattung. Die GSe-Sitze am ehesten noch. Veredelt mit dem Siegel der Aktion gesunder Rücken (AGR), schön griffig und bequem – man steigt auch nach längerer Fahrt noch fit aus. Das Cockpit ist aus den anderen Grandland-Modellen übernommen. Das digitale Kombiinstrument vor dem Fahrer ist einfach und übersichtlich gestaltet, zeigt aber nicht mal im Sportmodus die Drehzahl an. Vorne ist reichlich Platz, hinten weniger. Wenn die Vordersitze bei großen Passagieren bis ganz nach hinten geschoben sind, bleibt dort nur noch wenig Raum für die Knie. Sonderlich griffig sind die Rücksitze auch nicht gerade, und mehr als zwei Erwachsene passen nicht wirklich darauf. Der Laderaum fällt beim GSe mit 390 Litern ebenfalls nicht gerade üppig aus – beim Verbrennermodell sind es 514 Liter. Bei umgeklappter Rücksitzbank sind es im GSe 1528 Liter. Auch die Anhängelast ist mit 1250 Kilogramm nicht gerade üppig.

Die rein elektrische Reichweite des Grandland GSe liegt bei 65 Kilometern – nicht unbedingt üppig. Neue Plug-in-Modelle kommen oft schon gut über 100 Kilometer. Immerhin reicht das auch beim Grandland für einen Großteil der täglichen Fahrstrecken. Ansonsten ist man besser im Hybridbetrieb unterwegs. Dann schaltet sich zwar relativ häufig der Benziner dazu, aber das geschieht durchweg sanft und unmerklich. Nicht einmal am Innengeräusch ändert sich groß etwas. Im Allradmodus arbeitet der hintere Elektromotor permanent und bei der Sporteinstellung sind alle Motoren im Einsatz. Dann schafft es der 1,7 Tonnen schwere Sport-SUV in 6,1 Sekunden von Null auf 100 km/h – immerhin knapp schneller als ein Golf GTi. Dank der schnellen Gasannahme ist man so fix und stressfrei unterwegs. Die Höchstgeschwindigkeit des Grandland GSe liegt bei 235 km/h.

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Insgesamt fasst der Akku im Grandland GSe 14,2 kWh und ist mit dem optionalen einphasigen 7,4 kW-Bordlader an einer 22 kW Ladesäule in zwei Stunden und zehn Minuten wieder geladen – schneller geht nicht. Im Endeffekt kommt nach WLTP ein Verbrauch von 1,3 Litern Super und von 16,3 kWh Strom auf 100 Kilometer zusammen. Rekuperiert wird im Übrigen nur, wenn der B-Modus explizit angewählt ist. Sonst ist Segeln angesagt.

Unterwegs ist man mit dem Grandland sehr bequem und angenehm. Das liegt nicht zuletzt am Einfallsreichtum der Ingenieure. So haben sie dem Fahrwerk spezielle, frequenzselektive Dämpfer von Koni verpasst, die auch ohne Elektronik ihre Dämpfkraft mechanisch der jeweiligen Situation anpassen können. Das funktioniert hervorragend. Der Grandland GSe rollt auch auf eher ruppiger Fahrbahn weich ab und die Wankbewegungen der Karosserie sind allenfalls bei schneller Serpentinenfahrt merkbar. Die Lenkung wurde neu auf sportliche Fahrweise kalibriert und reagiert knackig. Um Kurven zirkelt er präzise, allenfalls, wenn man es drauf anlegt schiebt er leicht über die Vorderräder. Das ESP fängt ihn aber schnell und sicher wieder ein.

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57.600 Euro sind für den Grandland GSe schon eine Ansage. Zumal die Förderung für private Käufer ausgelaufen ist. Bliebe als Alternative noch der „normale“ Grandland Plug-in-Hybrid. Der hat zwar kein so schmuckes GSe-Logo an der Heckklappe und kommt nur auf 224 PS – ist dafür aber fast 12.000 Euro preiswerter.

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Jürgen Wolff

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Jürgen bewegt sich im Umfeld der E-Mobilität und gibt in seinen Fahrberichten Einblicke auf den tagtäglichen Einsatz von E-Autos als auch Plug-In-Hybriden. Er selbst ist für press:inform tätig.

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