Fahrbericht: Lamborghini Urus SE – Hybrid mit leisen Tönen

Fahrbericht: Lamborghini Urus SE – Hybrid mit leisen Tönen
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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Es ist nicht so, dass der Lamborghini Urus trotz seines schnittigen SUV-Umhangs nicht ein grandioser Sportwagen gewesen wäre. Der neue Urus SE ist noch sportlicher, noch heißer – doch er kann auch ganz anders. Leistung ist nicht alles – da macht selbst ein Luxus-Crossover wie der Lamborghini Urus keine Ausnahme. Denn einige Kunden wollen nicht nur optisch den großen Auftritt genießen und auf der Autobahn glänzen, sondern ganz im kleinen auch einmal die leisen Töne spielen. Genau das bietet der neue Lamborghini Urus, hinter dessen Namensannex „SE“ sich ein überaus leistungsstarker Plug-in-Hybrid-Antrieb verbirgt. Dabei blieb das Entwicklungsteam rund um Chefdenker Rouven Mohr trotz des imposanten Stromstoßes beim bekannten V8-Doppelturbo und verschwendete keinen Gedanken an ein etwaiges Downsizing auf sechs Brennkammern mit nur drei Liter Brennraum.

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Eine ebenso gute wie treffende Entscheidung, denn in der Liga der Luxus-SUV geht unter dem Einfluss steigender Elektrifizierung die Post ab. Direkte Wettbewerber wie Ferrari Purosangue und Aston Martin DBX verzichten auf eine dringliche Elektrifizierung, während BMW XM und nunmehr auch der 5,12 Meter lange Lamborghini Urus SE sich durch einen Stromstoß völlig neue Kunden versprechen, denen es nicht allein um die Zusatzleistung, sondern auch einen deutlich geringeren Realverbrauch und das rein elektrische Fahren geht. „Bei Fahrspaß und Fahrdynamik steht der Urus SE nun unangefochten an der Spitze seines Segments“, sagt Rouven Mohr, Chief Technical Officer von Lamborghini, „er ist ein Super-SUV, das verschiedene Qualitäten harmonisch miteinander verbindet, es bietet absoluten Komfort und gleichzeitig Leistung und Fahrspaß.“

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So ist es nicht der wilde Schub aus jedem Drehzahlbereich, der die Insassen angesichts des Leergewichts von stattlichen 2,5 Tonnen begeistert oder die Fahrbarkeit, die durch die gelungene Abstimmung von Turboaggregat, Achtgang-Automatik, Elektromotor, elektronisches Sperrdifferenzial nebst Allradantrieb einen spürbaren Schritt in Richtung Dynamik gemacht hat.

Ein Druck auf den Starterknopf, über das rechte Schaltpedal am griffigen Steuer den Gang eingelegt und der Koloss aus Sant’Agata Bolognese surrt los – nahezu geräuschlos. Das sah bisher ganz anders aus. Ein Druck auf den Taster und die Nachbarschaft wusste, dass es nebenan auf große oder kleine Reise geht – lautstark. Mit seinem Elektromotor kann der Urus SE jetzt eben auch flüsterleise und minimal säuselnd Garage, Grundstück und Wohnquartier verlassen. Das knapp 26 kWh große Batteriepaket im Heck sorgt zwar nur für eine rein elektrische Reichweite von knapp über 60 Kilometern und einen Normverbrauch von gut zwei Litern auf 100 km, doch das reicht zusammen mit den leichten Designänderungen innen wie außen, sodass dem Publikum am Straßenrand der Mund noch weiter als bisher offensteht.

Der Auftritt des Urus ist unverändert martialisch, futuristisch und mehr als eine Spur schamlos, doch wo bliebt der brüllende Klang des Verbrenners, der sich aus den vier Endrohren seinen akustischen Weg nach außen bahnt?

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In der kleinen Ortschaft Gallipoli, ganz im Süden Italiens starren gleich mehrere Einheimische den mindestens 261.500 Euro teuren Lamborghini an, der in der warmen Herbstsonne beinahe geräuschlos vorbeirollt. Ein Lambo ohne Trompeten? Gibt es nunmehr auch beim Urus und zusammen mit dem lässigen Gleiten durch den 141 kW / 192 PS starken Elektromotor, im Automatikgetriebe versteckt, bietet der Edel-SUV auf der anderen Seite Fahrleistungen, die spektakulärer kaum sein könnten.

Denn der SE kann nicht nur rein elektrisch durch Ortschaften surren oder bis Tempo 130 auf Landstraßen und Autobahnen cruisen, sondern je nach Fahrprogramm auch ganz anders. Ein oder zwei Rasten nach unten am grobschlächtigen Fahrmodi-Regler und der Auspuff donnert los, während das Familienmodell aus dem Hause Lamborghini zum Sprung bereit die Ohren anlegt und die Muskeln anspannt.

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Arbeiten Verbrenner und Elektromodul Hand in Hand, gibt es kein Halten mehr und der Fahrer, der eben noch tempohörig durch die Wohnsiedlung tippelte, tritt nun durch und lässt wilde 588 kW / 800 PS von der Leine. Bei schlappen 1750 U/min steht ein saftiges Drehmoment von 950 Nm zur Verfügung und lässt den Urus bei entsprechender Verzahnung der Sportpneus mit der Fahrbahnoberfläche aus dem Stand in 3,4 Sekunden die Tempo-100-Marke durchbrechen.

Schub und Klang steigern sich gefühlt in Millisekunden, während die 12,3-Zoll-Digitalanzeige hinter dem Steuer und Head-Up-Display die Zahlenreihen nur so durchrauschen lässt, während sich die filigranen Dämpfer gegen das Kurvenäußere pressen. Maximal sind auf gerader Piste 312 km/h Spitze drin – sorry, das ist wahnwitzig für einen derartigen Crossover, der in seinem belederten Innenraum locker vier oder gar fünf Personen luxuriös transportiert.

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Wer unbedingt will, kann mit dem Teilzeit-Elektriker sogar ins unwegsame Gelände abtauchen, wo allein die bis zu 23 Zoll großen Pirelli-Hochgeschwindigkeitsreifen der begrenzende Faktor sein dürften, da die Luftfedern den Federnweg von 15 bis 75 Millimetern variieren lassen. Straff bis hart ist die Abstimmung jedoch in jedem Modus – ein echter Lamborghini-Sportwagen eben. Aber für vier Personen oder notfalls sogar fünf. Und ab sofort auch mit der Lizenz zur Schleichfahrt.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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