Kia EV5: Erster Blick auf den neuen kompakten E-SUV

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Thorsten Weigl

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 6 min

Mit dem EV5 will Kia im wachstumsstarken Segment der kompakten Elektro-SUVs weiter Boden gutmachen. Und das ist mehr als nur ein Nischenthema: In Deutschland entfallen laut KBA-Daten rund ein Drittel aller Neuzulassungen auf SUV-Modelle, die Kompaktklasse folgt dicht dahinter auf Platz zwei. Genau in dieser Schnittmenge will Kia mit dem EV5 punkten: einem rein elektrischen Kompakt-SUV, der sich zwischen dem kleineren EV3 und dem großformatigen EV9 positioniert.

Dass Kia dieses Segment strategisch priorisiert, zeigt sich auch mit Blick auf den elektrischen Antrieb. Während im ersten Halbjahr 2025 deutschlandweit 18 Prozent aller neu zugelassenen Autos batterieelektrisch unterwegs waren, lag Kia mit einem reinen Elektroauto-Anteil von 23 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Der EV5 soll dazu beitragen, diesen Wert weiter auszubauen – insbesondere im volumenstarken Familiensegment.

Kia EV5 GT-Line: Statische Premiere in Dreieich – Vorserienmodell mit Spielraum zur Optimierung

Im Rahmen der Presseveranstaltung „Kia Kompakt“ in der Geleefabrik in Dreieich hatte ich die Gelegenheit, einen ersten Eindruck vom neuen Modell zu gewinnen. Gezeigt wurde eine Vorserienvariante, entsprechend sind Anpassungen bei Software, Materialanmutung oder Assistenzsystemen bis zum Marktstart zum Jahreswechsel 2025/26 noch möglich. Ergänzt wurde die Präsentation durch technische Einordnungen von Susanne Mickan, General Manager PR bei Kia Deutschland, und Christian Spätling, Senior Product Manager für den EV5.

Thorsten Weigl

Optisch positioniert sich der Kia EV5 als kantiger Kompakt-SUV mit klarer Linie und ohne gestalterische Spielereien. Die vertikale D-Säule, die flächige Front und die „Star Map“-Lichtsignatur vorn wie hinten greifen bekannte Kia-Elemente auf und übertragen sie in ein robusteres Gesamtbild. Dabei wirkt der EV5 näher am größeren EV9 als am kleineren EV3. Mit einer Länge von 4,61 Metern und einem Radstand von 2,75 Metern bewegt er sich im Kern des europäischen Kompaktsegments, bewusst auf die Bedürfnisse junger Familien zugeschnitten.

„Das Familiengesicht ist unverkennbar“, erklärte Susanne Mickan, PR-Chefin von Kia Deutschland, bei der Präsentation in Dreieich. „Man kann sagen: Der EV9 wurde geschrumpft oder der EV3 aufgeblasen – je nach Perspektive.“ Das Design folgt Kias Philosophie „Opposites United“ und bleibt dabei auffallend sachlich. Die 18- und 19-Zoll-Felgen wirken stimmig im Gesamtauftritt. Wer allerdings auf sportliche Linien oder coupéhafte Formen hofft, dürfte weniger angesprochen werden. Der EV5 macht keinen Hehl daraus, dass bei ihm Funktionalität vor Showeffekt steht.

Geräumig, digital, durchdacht: Der Innenraum im Fokus

Im Innenraum setzt Kia auf ein Konzept, das Platz, Funktionalität und digitale Technik verbindet. Das sogenannte „Connected Car Navigation Cockpit“ (ccNC) kombiniert zwei 12,3-Zoll-Displays mit einem separaten 5,3-Zoll-Touchscreen zur Klimasteuerung. Das Bedienlayout wirkt aufgeräumt, modern und auf das Wesentliche reduziert. Kia verzichtet bewusst auf eine Überfrachtung mit Bedienelementen.

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Auffällig ist das großzügige Raumgefühl, nicht nur auf den vorderen Sitzen. Die Rückbank lässt sich vollständig umklappen und schafft eine nahezu zwei Meter lange, durchgehend ebene Ladefläche. Das Kofferraumvolumen wächst damit auf bis zu 1650 Liter an, ergänzt um einen kleinen Frunk mit 44 Litern.

„Das Raumgefühl ist wirklich erstaunlich, trotz kompakter Außenmaße“, so Spätling. „Und genau das war das Ziel: ein Fahrzeug, das sich im Alltag flexibel nutzen lässt: vom Stadtverkehr bis zum Wochenendausflug mit Familie und Gepäck.“

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Auch in Sachen Materialwahl geht Kia einen zeitgemäßen Weg. Zum Einsatz kommen recycelte PET-Kunststoffe für Bezüge und Teppiche, Bio-Schaumstoffe in den Polstern sowie BTX-freier Lack im Innenraum. Die gezeigte Variante war allerdings eine Vorserienversion. Entsprechend bleibt abzuwarten, wie sich Haptik, Software und Assistenzsysteme bis zur Serienreife verändern. Wobei hier gerade in puncto der Materialien weniger große Sprünge zu erwarten sind. Was in diesem Fall durchaus als Positiv zu werten ist.

Bewährte Technik, solide Leistung – ohne Anspruch auf Rekorde

Unter dem Blech setzt Kia auf bewährte Technik: Die Plattform basiert auf einem 400-Volt-System und kommt in dieser Form auch bei anderen Modellen des Konzerns zum Einsatz, dem Kia EV3 und EV4. Im EV5 leistet der Elektromotor in der vorläufig kommunizierten Europa-Version 160 kW, liefert 295 Nm Drehmoment und treibt die Vorderräder an. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h liegt bei 8,4 Sekunden, ein praxisgerechter Wert für ein Auto dieser Klasse, ohne allzu sportliche Ambitionen.

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Die Energie liefert ein 81,4-kWh-Akku, der – je nach Radgröße – eine WLTP-Reichweite von bis zu 530 Kilometern ermöglichen soll. Geladen wird mit bis zu 150 kW Gleichstrom, was im besten Fall für eine Ladezeit von etwa 30 Minuten (10 auf 80 Prozent) reicht. AC-seitig liegt die Ladeleistung bei 11 kW. „Natürlich wäre eine 800-Volt-Architektur wünschenswert. Aber wir sehen, dass unsere Kunden in diesem Segment eher auf Alltagstauglichkeit, Preis-Leistung und Ladeinfrastruktur achten“, so Spätling. Der Fokus liege daher bewusst nicht auf technologischen Superlativen, sondern auf einem stabilen, bezahlbaren Paket.

Hinzu kommt die Möglichkeit, externe Geräte über eine V2L-Funktion mit bis zu 3,6 kW zu versorgen – etwa bei Campingausflügen oder auf dem Wochenmarkt. Perspektivisch soll auch V2H und V2G möglich sein. Die Hardware ist vorbereitet, die Freischaltung hängt jedoch von Infrastruktur und regulatorischem Rahmen ab.

Auch bei der Konnektivität zeigt sich der EV5 gut aufgestellt. Das Infotainmentsystem ist over-the-air updatefähig, bietet eine cloudgestützte Navigation mit regelmäßiger Kartenaktualisierung und bindet sich nahtlos ins digitale Ökosystem der Marke ein. Ergänzt wird das Ganze durch Funktionen wie einen digitalen Autoschlüssel, eine Fingerabdruckerkennung zur Personalisierung sowie eine Sprachsteuerung auf KI-Basis. „Wir haben hier nicht nur digitale Spielereien eingebaut, sondern Funktionen, die im Alltag wirklich Nutzen stiften“, betont die PR-Chefin von Kia Deutschland. „Der EV5 soll ein Auto sein, das mitdenkt – im besten Sinne.“

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Ein technisches Detail hebt den EV5 zusätzlich hervor: die Möglichkeit, externe Verbraucher über eine sogenannte Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) mit bis zu 3,6 kW zu betreiben. Ob Laptop, Kaffeemaschine oder E-Bike-Ladegerät – all das lässt sich unterwegs direkt über den Akku des Fahrzeugs mit Strom versorgen. V2H- oder V2G-Funktionalitäten – also das Einspeisen ins Haus oder Stromnetz – sind hardwareseitig vorbereitet, hängen aber von gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Verfügbarkeit passender Wallboxen ab.

Kia EV5: Ein sachlich konzipierter Stromer für die Breite

Kia positioniert den EV5 als pragmatischen Elektro-SUV für den europäischen Markt. Der Fokus liegt auf Raum, Nutzwert, digitaler Ausstattung – weniger auf Fahrdynamik oder Ladeperformance auf 800-Volt-Niveau. Die Strategie ist nachvollziehbar: Der EV5 schließt die Lücke zwischen EV3 und EV9 und bietet jungen Familien ein durchdachtes Gesamtpaket. Wie sich der EV5 im Alltag schlägt, wird ein späterer Fahrbericht zeigen müssen. Die Basis ist gelegt – und sie wirkt durchdacht, wenn auch nicht spektakulär. Ein ehrlicher Kandidat im dicht besetzten Segment.


Disclaimer: Kia hat zum Kennenlernen des Kia EV5 nach Dreieich eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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