In gut zweieinhalb Jahren sollen die 1000 neuen Schnellladeparks des Deutschlandnetzes mit insgesamt gut 10.000 Ladepunkten in Betrieb sein. Doch die Ausschreibungen dafür sollen erst im September veröffentlicht werden. Ein sportlicher Zeitplan. In einem Interview mit dem Fachportal Electrive erklärt Johannes Pallasch, Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, wie das ambitionierte Infrastrukturprojekt ein Erfolg und innerhalb des Zeithorizonts realisiert werden soll.
Pallasch geht davon aus, dass es nach der Ausschreibung etwa ein Jahr dauert, bis die Zuschläge für die Ausschreibungs-Lose vergeben werden und die Verträge dafür unterzeichnet werden können. Konkret rechne er „frühestens Ende des zweiten Quartals 2022“ mit dem Abschluss des „Vergabeprozesses mit seinen vergaberechtlich vorgegebenen Schritten“. Im Anschluss sollen die 1000 geplanten Ladeparks mit ihren laut Vorgabe mindestens 150 kW starken Ladepunkten „so schnell wie möglich“ aufgebaut werden. „Und das ist auch nötig, wenn ich den aktuellen Fahrzeug-Hochlauf sehe“, sagt Pallasch angesichts der aktuell massiv steigenden Verkaufszahlen von Elektroautos.
„Deshalb wollen wir Tempo machen, etwa mit der Vorinformation vor dem formellen Ausschreibungs-Beginn“, erklärt Pallasch. Er geht davon aus, dass es „bei den Autobahn-Losen früher zu einem Zuschlag kommt als bei den Regional-Losen“. Denn die Grundstücke entlang der Autobahnen seien bereits im Besitz des Bundes. Deshalb müsse dort vorab eigentlich nur geprüft werden, „ob und wie ein Netzanschluss verfügbar oder möglich ist und ob das Design des Parkplatzes den Aufbau von Ladesäulen erlaubt“. Bei den Regional-Losen hingegen müssen Grundstücke bzw. mögliche Standorte erst noch identifiziert werden.
Ein „Flaschenhals“ seien vor allem die Genehmigungsprozesse und Netzanschlüsse, so Pallasch. Aber auch geeignete Flächen zu finden sei mitunter schwierig, wie er erklärt: „Die Welt hat nicht auf uns gewartet und attraktive Grundstücke freigehalten, damit wir dort jetzt Schnellladeinfrastruktur bauen können“. Das Deutschlandnetz stehe „in Konkurrenz zu anderen Anwendungen, die teilweise eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz haben – etwa, wenn eine Kindertagesstätte gebaut werden soll oder bezahlbare Wohnungen.“ Deshalb gehe man mit Kommunen in den Dialog, um zu ermitteln, „wie das öffentliche Ladenetz aussehen und wo das stehen soll“. Ladestationen müssen auch im öffentlichen Raum stattfinden, das könne nicht nur auf privaten Flächen geschehen, so Pallasch.
„An manchen Standorten wird um jedes Kilowatt gekämpft“
In Sachen Netzanschluss seien die Voraussetzungen unterschiedlich: Es zeichne sich etwa bei den Autobahn-Losen ab, „dass es an einigen Standorten gut realisiert werden kann, an anderen wird um jedes Kilowatt gekämpft.“ Teilweise liegen die Standorte auch „an Orten, zu denen lange Kabel gezogen werden müssen“. Das sei eine Herausforderung, „aber auch das Bild der Zukunft: Potenziell brauchen wir an all diesen Standorten Strom in größerer Menge!“, fordert Pallasch. Das müsse fortan schon bei der Planung neuer Parkplätze berücksichtigt werden, so der Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur.
Der „große Vorteil“ der Ausschreibung gegenüber einer Förderung, sei, dass der Bund „ganz andere Anforderungen an die Verlässlichkeit stellen“ könne und dass bei Verstößen gegen die Anforderungen an die Infrastruktur Vertragsstrafen drohen. „Hier stellen wir effektiv sicher, dass diese Standorte auch funktionieren!“, sagt Pallasch. Für den Kunden sei das „super“.
Quelle: Electrive – Deutschlandnetz: „Wir machen das Laden transparenter“