Die Daimler AG steht mit ihrer Elektromobilitätsoffensive vor einer nicht allzukleinen Herausforderung. Denn neben interessanten sowie innovativen Concept Cars wie das Mercedes-Benz Concept EQA sowie dem autonomen Konzeptfahrzeug smart vision EQ fortwo müssen natürlich auch nachhaltige Veränderungen in allen Bereichen stattfinden. Ziel ist es schließlich serienreife Elektroautos zeitnah auf den Markt zu bringen. Dies bedeutet vor allem für die Anleger, dass sich etwas ändert.
Der Daimler-Vorstand präsentierte auf einem Investorentag in Sindelfingen wie weitreichend die Veränderungen innerhalb des Konzers sein werden. Denn durch den schnelleren Übergang in die Elektromobilität wird die Rendite unter Druck geraten. Es muss gespart werden, eine Meldung, die so natürlich für einen Kursrutsch an der Börse führt, der sich mittlerweile aber wieder eingependelt hat.
Algemein sahen die Zahlen des Konzerns vielversprechend aus, mit fast verkauften 600.000 Autos erreichte die Autosparte von Mercedes im zweiten Quartal eine Umsatzrendite (vor Zinsen und Steuern) von 10,2 Prozent und mehr als den Zielwert von 10 Prozent, den Daimler schon vor Jahren ausgegeben hatte. Doch das es so weitergeht ist alles andere als selbstverständlich, wie Zetsche zu verstehen gab.
“Um sicherzustellen, dass wir so profitabel bleiben wie wir sind, haben wir ein neues Programm aufgelegt, das uns einen Schub von zusätzlichen 4 Milliarden Euro über die kommenden Jahre bringen soll.” – Dr. Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vorstands der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars
Die Einsparungen sollen unter anderem in dem Bereich der Materialkosten, der Produktion als auch durch eine schnellere Markteinführung neuer Produkte erzielt werden. Hier kommt sicherlich die verkürzte Zeitschiene zum Tragen, die vorsieht, dass sämtliche Mercedes-Modelle, bis zum Jahr 2022 mit elektrifizierten Antrieben angeboten werden sollen. Der Kleinstwagen Smart soll bereits 2020 in Europa und Nordamerika nur noch als reines E-Fahrzeug unterwegs sein.
Zetsche erhofft sich in den kommenden Jahren von einer Senkung der Batteriekosten zu profitieren, um so die heute noch teureren Elektroautos zu gleichen Kosten zu produzieren wie solche mit Verbrennungsmotor. Zumindest zu Beginn der Elektrifizierung müssen Anleger allerdings mit einer geringeren Gewinnmarge als bei reinen Verbrennern rechnen. Mercedes-Benz bereitet sich daher in der Übergangsphase auf Renditen zwischen acht und zehn Prozent vor, wobei klar die Aussage im Raum steht, dass die Obergrenze von zehn Prozent weiterhin angestrebt wird.
Der bereits erwähnte Druck auf die Rendite entsteht unter anderem dadurch, dass kräftig investiert werden muss. Investitionen in Werke und Anlagen steigen von 4,6 Prozent des Umsatzes in 2016, auf 5 Prozent in diesem Jahr und im kommenden Jahr auf 6 Prozent. Ebenfalls ist einer Steigerung bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu erwarten. Diese werden von zuletzt 6,4 Prozent des Umsatzes auf 7 Prozent in diesem und im nächsten Jahr ansteigen. Auf lange Sicht werden diese aber auch wieder sinken, sodass ein Teil der Kosteneinsparungen von 4 Milliarden Euro bis 2025 auch durch einen Rückgang der Forschungsausgaben ermöglicht wird.
Der größte Teil des Sparprogramms soll allerdings auf Änderungen innerhalb der Produktion fußen. Hierzu wird der Anteil der eigenen Wertschöpfung noch weiter verringert. Dies bedeutet für Mercedes, dass im Zuge des Wandels zum Elektroauto nur dann seine Beschäftigtenzahl in den Werken halten kann, wenn gleichzeitig die Stückzahl sehr deutlich gesteigert werden. Oder aber das Unternehmen geht dazu über sich ausgelagerte Prozesse und zugelieferte Teile wieder einzuverleiben und im eigenen Haus zu fertigen.
Quelle: FAZ.net – Daimlers Wandel hat seinen Preis