Geringe Nachfrage, technische Probleme und weitere Herausforderungen lassen das Geschäft der Deutschen Post mit StreetScooter alles andere als gut aussehen. Erst am Samstag konnten wir berichten, dass es noch kein Jahr her ist, dass Professor Dr. Achim Kampker StreetScooter als CEO im Streit mit Post-Chef Frank Appel verlassen hat. Mit Jörg Sommer trat nun sein Nachfolger als CEO ebenfalls den Rücktritt von StreetScooter an. Ob sein Nachfolger Markus Dörr, der bislang COO des Unternehmens war, der Aufgabe gewachsen ist, wird sich zeigen.
StreetScooter im täglichen Verkehr nicht einsatzfähig
Immer wieder tauchen in Online-Medien Artikel auf, dass die E-Transporter der Deutschen Post-Tochter StreetScooter mit technischen Mängeln belastet sind. Mal blieben Sie ohne vorherige Warnmeldung stehen, ein anderes Mal sind sie von Beginn an fahrunfähig oder lassen sich über Nacht nur auf 40 Prozent laden (Software-Fehler). So oder so, verlassen scheint man sich darauf nicht zu können. Und sollten Sie doch fahren, dann reicht der Ladeplatz nicht aus. „Weil die Ladefläche viel zu klein ist, müssen die Zusteller zum Nachladen zur Basis zurückkommen“, so ein Post-Angestellter.
Noch immer scheint man bei StreetScooter auf der Suche zu sein. Auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. Dachte man Ende Mai zunächst, dass sich beim posteigenen Elektrotransporter StreetScooter ein Besitzerwechsel anbahnen könnte. Schien dies schon kurz darauf nicht mehr der Fall zu sein. Das Risiko scheint zu groß. Um Streetscooter langfristig und erfolgreich gegen andere Autohersteller antreten zu lassen, müssen dreistellige Millionen-Euro-Beträge in die Entwicklung wie auch die Fertigung gesteckt werden. Ein Wagnis, welches Investoren und Firmen wohl nicht eingehen wollen.
StreetScooter: Ein Viertel der angekündigten 20.000 Fahrzeuge pro Jahr wurden produziert
Bester Beleg hierfür ist die Tatsache, dass „StreetScooter im Jahre 2019 insgesamt rund 4500 E-Fahrzeuge produziert“ hat, wie ein Konzernsprecher zu verstehen gab. Dabei sollten schon 2017 etwa 10.000 Fahrzeuge gefertigt werden. Im Mai 2018 wurde das zweite Produktionswerk in Düren in Betrieb genommen. Auf dem gut 78.000m² großen Gelände des Autozulieferers Neapco laufen künftig bis zu 10.000 E-Transporter pro Jahr vom Band. Gemeinsam mit Fertigungsstandort Aachen sollten 20.000 Einheiten pro Jahr gefertigt werden. Wegen der rasant steigenden Nachfrage, wie es damals hieß.
Die Schwierigkeiten reichen weit und sind groß. Nach Informationen der Welt hat StreetScooter bei mittelständischen Firmen auf deren Betriebsflächen etwa im Rhein-Ruhr-Gebiet sowie in Hessen zwischengelagert. Teilweise sind dies Neuwagen, teilweise handelt es sich um Fahrzeuge, die technisch nachgerüstet werden müssen. Der Austausch von Batterien und die Überarbeitung der eigenen Software seien Grund hierfür, außerdem erhalten einige Wagen stärkere Bremsen.
Rätselraten um die Zukunft der Deutschen Post Tochter
Was ausbleibt sind allerdings Bestellungen im nennenswerten Ausmaß. Selbst setze man derzeit um die 12.000 E-Transporter ein und zuletzt konnte man 40 dieser an Amazon veräußern. Mehr scheint aber auch nicht zu passieren. Guter Rat scheint teuer. Zunächst einmal will man die eigenen Modelle weiterentwickeln. Brennstoffzellenantrieb sowie die Fähigkeit bidirektional und CCS-ladefähig sollen eingebracht werden. Schlußendlich wolle man “führende Plattform für Energie- und Logistikdienstleistungen werden”. Die Expansion nach China und USA unterstützen diese Pläne. Auch wird derzeit überprüft inwiefern sich StreetScooter intelligent miteinander und dem Stromnetz vernetzen lassen.
Quelle: Welt.de – Volle Lager, schwache Produktion – Post verschätzt sich bei Streetscooter