Geht es nach Autmobil-Analyst Matthias Schmidt aus Berlin werden reine Elektroautos 2021 die Grenze von einer Millionen-Zulassungen in Europa überschreiten. Vor allem aber werden Plug-In-Hybride den Markt in 2021 bestimmen. Doch nach starkem Wachstum der E-Offensive könnte es bald zu einem Wachstumsstopp am Markt kommen. Beziehungsweise zu einer Verschiebung hin zu PHEV- anstatt Elektroauto-Verkäufen.
Seit mehreren Monaten wachsen Monat für Monat die Produktions- als auch die Absatzzahlen im Bereich reiner E-Autos, aber vor allem bei Plug-In-Hybriden. Allein die deutsche Automobilindustrie konnte im März 2021 darauf zurückblicken, dass mindestens jedes fünfte, produzierte Auto mit irgendeiner Art von Steckeranschluss daherkam – E-Auto oder PHEV. Gedrängt durch die steigenden CO2-Anforderungen an die Hersteller sollte sich daran auch künftig nichts ändern. Und dennoch verschieben sich die Zulassungen 2021 immer mehr hin zu Teilzeitstromer.
Dies zeigt ein Blick auf die Daten. In den ersten vier Monaten 2021 wurden rund 332.000 Plug-In-Hybride in Europa zugelassen. Die Zahl der reinen E-Autos belief sich auf 271.000 Einheiten. Somit lagen die Stromer den vierten Monat in Folge hinter den Zulassungszahlen der Teilzeitstromer. Der Absatz reiner E-Autos wurde vor allem getrieben durch sogenannte Volumenmodelle, wohingegen PHEV vor allem von Premium-Hersteller auf die Straße gebracht wurden.
Blicken wir auf das Positive: Der VW-Konzern hat in den 12 Monaten bis April 2021 doppelt so viele E-Auto-Neuzulassungen (206.400) wie Tesla (102.500) verzeichnen können. Im Gesamtjahr 2019 sah das noch anders aus. Brachte es Tesla damals auf 109.700 Stromer, der VW-Konzern auf „nur“ 46.500 Fahrzeuge. Im ersten Drittel des Jahres 2021 war jedes zehnte Modell der Marke VW entweder ein ID.3, eUp oder ID.4, wobei letzterer im April das meistzugelassene Modell (7.400 Neuzulassungen) war. Wir hatten bereits berichtet, dass getrieben durch den ID.4 das E-SUV/-Crossover Segment erneut sehr stark in Europa gewachsen ist.
Deutschland selbst gilt als wachstumsstärkster Markt Europas. In den vergangenen 12 Monaten blickt man auf über 250.000 Zulassungen von reinen E-Autos. Gemeinsam mit PHEV kommt man auf über eine halbe Millionen elektrifizierten Fahrzeuge, die alleine dort zugelassen wurden. Nicht ganz so positiv sieht es in anderen europäischen Ländern aus. Spanien bringt es gerade einmal auf 1,8% Zulassungen von E-Autos am dortigen Gesamtmarkt. Italien, die auf den vollelektrischen Fiat 500 zählen können, bringen es auf 3,1% und liegen in den ersten vier Monaten des Jahres somit deutlich unter dem Marktdurchschnitt von 7,3% Anteil an E-Autos am Gesamtmarkt.
Doch mit den nordischen Märkten, Norwegen (53,3 %) und Schweden (8,9 %) sowie Großbritannien (7,2 %), Frankreich (6,9 %) und den Niederlanden (6,6 %) sind Märkte in Europa vorhanden, welches den E-Auto-Absatz weiterwachsen lassen. Betrachtet man die vergangenen zwölf Monate bringt es Europa mittlerweile auf 856.000 zugelassene Stromer. Somit sollte der „magischen Marke“ von einer Millionen E-Fahrzeuge in 2021 nichts im Weg stehen.
Doch wer erwartet, dass das E-Auto-Wachstum linear weitergeht der wird enttäuscht. Denn wie Analyst Schmidt zu verstehen gibt deuten die CO2-Flottendurchschnittsdaten darauf hin, dass die die Automobilhersteller die Einführung elektrifizierter Fahrzeuge genauso schnell bremsen, wie sie diese beschleunigt haben. So habe Schmidt herausgefunden, dass neben der Wahrscheinlichkeit eines verzögerten Tesla-Produktionshochlaufs in Europa, Hyundai/Kia auch nur eine sehr begrenzte Menge seiner neuen E-Auto-Modelle auf Basis der e-GMP-Architektur in diesem Jahr auf die Straße bringen wird. Die erste Charge traf im Mai im Hafen von Bremerhaven ein. „Die wahren Töne der Stille sind vielleicht doch noch weiter entfernt, als man es zunächst vermutet hat“, so Schmidt abschließend in seiner Analyse.
Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report Edition 04.2021 April