Am gestrigen Donnerstag wurde ein Konzeptpapier vorgestellt, dass die zukünftigen digitalen Infrastruktur des Mobilitätssektors betrachtet. Erarbeitet wurde dies in gemeinsamer Zusammenarbeit von TÜV Rheinland, der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT und dem Start-Up MotionWerk. Die Studie stellt das Konzept des Open Mobility System (OMOS) in den Mittelpunkt. Hierbei handelt es sich um einen Lösungsansatz, mit dem sich die Aufgaben der Mobilität der Zukunft Schritt-für-Schritt angehen lassen.
Mobilität als Service – Besitz kein Muss!
Mit dem Concept-Car Future-Type von Jaguar als auch dem smart vision EQ fortwo hat sich bereits in der vergangenen Woche deutlich gezeigt, dass sich die Mobilität im Wandel befindet. Nicht nur hinsichtlich des Antriebs, sondern auch in Bezug auf die sich verändernden Rahmenbedingungen. Galt der Besitz eines Fahrzeugs lange Zeit als ein Symbol, geht die Entwicklung nun in Richtung der Frage: “Wie man möglichst einfach, nachhaltig und komfortabel von A nach B kommt – egal mit welchem Verkehrsmittel.”
Doch diese Umstellung wird nicht ohne weiteres funktionieren. Hierfür Bedarf es neuer Kooperationsformen zwischen Unternehmen, um beispielsweise den Aufbau und die Fortentwicklung neuer, digitaler Infrastrukturen voranzutreiben. Dieser Meinung ist zumindest Dr. Matthias Schubert beim TÜV Rheinland. In Hinblick auf das Konzept des Open Mobility System (OMOS) erhält jeder Reisende, jedes Verkehrsmittel, aber auch Parkplätze und elektrische Ladesäulen eine digitale Identität und wird in einer digitalen Infrastruktur miteinander vernetzt beziehungsweise verknüpft.
Sollte dies gelingen, könnte die Vision von selbstfahrende Autos die, die Ladesäulen direkt bezahlen und Reisende die mit einem Klick alle Verkehrsmittel für die bevorstehende Reise buchen, Wirklichkeit werden. Wobei dies nur zwei von vielen möglichen Anwendungsfällen sind, die durch die konsequente Umsetzung einer solchen digitalen Infrastruktur möglich wären.
Positiv resultieren würden aus der Vernetzung Verkehrsmitteln, Parkplätzen und Ladestationen, die sowohl bessere als auch effizientere Auslastung erfahren. Die Vorteile würden sich hierbei sowohl auf private als auch gewerbliche Anbieter gleichermaßen auswirken. Umzusetzen wäre der Aufbau einer solchen digitalen Infrastruktur auf zwei Wegen, wobei bereits frühzeitig die Weichen dafür gestellt werden müssen.
Der erste Weg führt über einen einzelnen oder wenige große Anbieter, die alle notwendigen Strukturen aus einer Hand bereitstellen. Anbieter- oder plattformübergreifende Kooperationen dürften sich schwierig gestalten und somit unter Umständen Innovationsschübe bremsen. Die Empfehlung des Konzeptpapiers ist allerdings auf den zweiten Weg gerichtet: ein offenes und dezentrales System oder eben auch Open Mobility System (OMOS).
“OMOS steht explizit nicht in Konkurrenz zu bisherigen Angeboten. Eine offene Infrastruktur soll stattdessen sicherstellen, dass Anbieter und Nachfrager auf einfachem Wege interagieren können, ohne dass ein einzelnes Unternehmen eine zentrale Plattform betreibt und damit alle Daten und Kundenkontakte erhält.” – Prof. Dr. Gilbert Fridgen von der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT
Mit dem gemeinsamen, offenen Projekt Open Mobility System (OMOS) möchten die drei beteiligten Parteien der Studie optimale Chancengleichheit für Unternehmen sicherstellen. Weiterhin wird ein höchstmögliches Level an Datensouveränität für Endkunden und den sich beteiligten Unternehmen gewährleistet. Eine zu starke Marktmacht von einzelnen Unternehmen wird durch OMOS auf der einen Seite verhindert, auf der anderen Seite fördert das System den kreativen Wettbewerb auf Basis einer offenen und dezentralisierten digitalen Transaktionsinfrastruktur.
Geht es nach der Konzeptstudie bildet OMOS die Basis für die “grenzenlose” und freie Mobilität der Zukunft.
- Freie multimodale Reiseplanung: unabhängig von Transportmitteln, abhängig lediglich von persönlichen Präferenzen
- Spontanen Zugang zu allen Mobilitätsangeboten und unmittelbare Nutzung aufgrund vielfältiger Identifikations-Varianten wie Smartwatch, Mobiltelefon und physischer IDs
- Automatische Bezahloption für alle Verkehrsmittel nach persönlichen Präferenzen
- Dynamisches Reisemanagement: Echtzeit Informationen zur Reisestrecke, automatische
- Optimierung des Reiseplans basierend auf den Vorgaben des Anwenders
- Option für Shared Mobility (B2C und Peer-2-Peer – von gewerblichen Anbietern zum Kunden und von Kunde zu Kunde)
- Option für selbstfahrende Mobilitätslösungen
Blockchain-Technologie als zentraler Baustein von OMOS
Um OMOS umzusetzen fehlte bisher der entscheidende Baustein, durch die Blockchain-Technologie scheint ein solch dezentrales System nun allerdings möglich. Vereinfacht gesagt wickelt Blockchain beispielsweise digitale Transaktionen direkt, ohne eine zentrale Instanz wie etwa einer Bank ab, speichert Daten sicher und macht diese auch wieder zugänglich.
“Neben direkten Bezahl-Transaktionen von Maschine zu Maschine, können auch Daten sicher gespeichert werden, wie zum Beispiel mein Führerschein, den ich dann für jeden Autoverleih weltweit einsetzen kann:” – Dietrich Sümmermann, Geschäftsführer der MotionWerk GmbH
Ein offenes System auf Basis der Blockchain-Technologie bietet hier großes Potenzial. Dennoch befindet man sich gerade erst am Anfang. Denn die genaue Ausgestaltung bedarf noch einiges an Forschung und Entwicklung. Aus diesem Grund werden nun weltweit Gespräche mit Partnern aus dem Automobilbereich, mit Städten, öffentlichen Verkehrsunternehmen, aber auch Energieunternehmen, Versicherungen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Behörden geführt. Bis Ende des Jahres könnte eine Stiftung gegründet werden, um die gemeinsame Reise auf eine solide Basis zu stellen.
Quelle: MotionWerk – Mobilität von Morgen: Wie wir uns in Zukunft von A nach B bewegen